Dienstag, 13. Februar 2018

Tell a story - Unterwegs mit dem Fahrrad

Emma
deren absolut lesens- und liebenswerten Blog  ich vor kurzem entdeckt habe, möchte unsere Fahrradgeschichten hören.  Nun denn.
 Mit mir und dem Rad ist es schon eine lange Geschichte. Dabei habe ich mein erstes eigenes Rad erst mit Anfang 20 bekommen. Ich werde es nie vergessen. Ein weisses Holland-Fahrrad von Karstadt war es. Damals lebte ich in München, in Schwabing um genau zu sein, und das Rad hat mich unabhängig von Tram-, Bus- und sonstigen Fahrplänen gemacht. Kreuz und quer bin ich durch die Stadt und das Umland geradelt. Am Wochende durch den englischen Garten die Isar entlang bis nach Weihenstephan,  nach Unterföhring zum Feringasee. zum Flaucher, ins Maria-Einsiedel-Bad, zur Tante nach Ottobrunn oder mit Freunden in den Biergarten, die Fahrradkörbe beladen mit Tischtuch, Geschirr und leckerem Essen (im Biergarten muß man nur das Bier kaufen, das Essen darf man mitbringen).
Natürlich gab es auch Unfälle, ich sag nur Straßenbahnschiene, öffnende Autotür usw. Aber zum Glück ist nie etwas Schlimmes passiert.
Später dann habe ich in Regensburg, Essen und Hamburg gewohnt. Und alle diese Wohnorte habe ich mit dem Rad erobert. So viele Ecken und Winkel, versteckte Cafes die ich sonst nie gefunden hätte!
Bei einem längeren Arbeitsaufenthalt in Kappeln an der Schlei habe ich mir natürlich als Erstes ein Rad geliehen und bin damit an die Ostsee und im Frühling durch blühende Rapsfelder vorbei an prächtigen Herrenhäusern, reetgedeckten Fischerkaten und kleinen Backsteinkirchlein geradelt und im Sommer an den Strand.
In den Neunzigern bin ich, inzwischen verheiratet, in einem kleinen Dorf bei Winsen/Luhe sesshaft geworden und auch da war das Rad das wichtigste Transportmittel. Allerdings hat mich das Dorfleben mit Baby dann doch zum Führerschein gebracht. Aber sobald die Tochter groß genug war, wurde sie auch aufs Rad gesetzt und fortan sind wir beide mit dem Rad durch die Gegend gestreift.
Dann kam der Hund dazu (leider vor kurzem verstorben) und auch der lief begeistert am und neben dem Rad mit.
Gepackt und startbereit
Vor drei Jahren habe ich mir einen Traum erfüllt und mit der inzwischen erwachsenen Tochter eine Radreise durch Südschweden gemacht. Von Trelleborg nach Göteborg,
Fahrradparkhaus in Malmö
zünftig mit Zelt und Schlafsack. Wir haben uns Zeit gelassen und sind zweieinhalb Wochen durch die zauberhafte südschwedische Landschaft gefahren. Großteils entlang der Küste. Das war so toll, dass ich dieselbe Tour (mit kleinen Abweichungen) im Jahr darauf mit dem Mann nocheinmal gefahren bin.




Seit einem Jahr bin ich auf ein Pedelec (vulgo ebike) umgestiegen. Wir wohnen inzwischen in der
Nähe von Potsdam und wer die Parksituation in Potsdam und die Gebühren dafür kennt, weiß, warum das Rad für mich wieder Hauptverkehrsmittel ist. Mein Arbeitsweg entlang der B2 ist recht hügelig und ich habe keine Lust, schon komplett durchgeschwitzt und abgekämpft am Arbeitsplatz zu erscheinen, da ist die Motorunterstützung für mich Gold wert. Vor allen Dingen da ich im Knie eine beginnende Arthrose habe, die Hüfte meckert auch hin und wieder und der Orthopäde empfiehlt radfahren als vorbeugende Therapie.
Zeitlich brauche ich mit Fahrrad übrigens genauso lange zur Arbeit wie mit Öffis. Bin aber unabhängig von Fahrplänen und den beliebten Durchsagen "wegen Verspätung aus vorgehender Fahrt hat die RE7 zwanzig Minuten Verspätung". Da bin ich schon längst auf und davon.

Heute ist es wunderschön sonnig (aber kalt) bei uns, also habe ich die Radfahrsaison mit einer Tour in den Nachbarort zum Einkaufen eröffnet. Schön war es, trotz der Kälte. Zeitlich brauche ich mit Fahrrad übrigens genauso lange zur Arbeit wie mit Öffis. Bin aber unabhängig von Fahrplänen und den beliebten Durchsagen "wegen Verspätung aus vorgehender Fahrt hat die RE7 zwanzig Minuten Verspätung". Da bin ich schon längst auf und davon.

Klar, gerade bei größeren Touren hat man auch mit den Nachteilen zu kämpfen als da wären: der Wind kommt IMMER von vorne, Regen, laaanggezogene Steigungen, miese Radwegbeschilderung, kein Radweg und so weiter. Aaaber, wir sehen viel und auch andere Dinge als es Autofahrer tun. Die Radwege führen oft weitab von Strassen durch Wälder, durch kleine Dörfchen vorbei an versteckten Seen... Immer draussen, im wahrsten Sinne des Wortes "Erfahrungen" machen und am Abend ist die Brotzeit weiß Gott verdient. Radfahren ist für mich ein großes Stück Lebensqualität und ich hoffe, es noch viele Jahre tun zu können.
(Die Tochter ist im vergangenen Jahr übrigens rund 1.000 Kilometer bis nach Prag geradelt.)